Artikel: Die Umweltauswirkungen der Fast-Fashion-Industrie
Die Umweltauswirkungen der Fast-Fashion-Industrie
Die Fast-Fashion Industrie produziert in kürzester Zeit neue Kleidungsstücke und verkauft sie zu niedrigen Preisen. Durch die geringen Qualitätsstandards landet vieles davon schnell wieder im Müll. Gleichzeitig treibt die Nachfrage nach günstiger Kleidung den Erfolg der schnelllebigen Modebranche an, mit erheblichen, oft übersehenen Folgen für Mensch und Umwelt. In diesem Artikel wird das Ausmaß des Fast Fashion Problems erklärt und welche Auswirkungen dieses mit sich bringt.
Was steckt hinter dem Begriff Fast-Fashion?
Fast Fashion steht für Massenkonsum, schnelle Produktion und niedrige Preise. Die Folgen davon sind weitreichend und belaufen sich vor allem auf schlechte Arbeitsbedingungen in Ländern mit niedrigen Sozialstandards und enorme Folgen für die Umwelt.1 Aufgrund der schlechten Qualität haben Fast-Fashion Kleidungsstücke nicht nur eine kurze Lebensdauer, sondern sind oft auch unnützlich für das Recycling.2 Laut der Restmüllanalyse des Umweltbundesamtes 2020 landen pro Kopf über 4kg Textilabfälle im Müll, die sich kaum oder gar nicht für das Recycling eignen, da sie meist beschädigt, zerrissen oder stark verschmutzt sind.3 Neben der für Konsument:innen verlockenden niedrigen Preise der Kleidung trägt auch der schnelle Wechsel von Modetrends und Kollektionen (passend zu jeder Jahreszeit) zur Fast-Fashion-Industrie bei.4 Auf sozialen Netzwerken wird für Fast-Fashion Marken geworben und zu Neukäufen animiert, was die Umsätze weiter befeuert.5 Der internationale Marktwert der Fast-Fashion-Industrie wurde im Jahr 2021 auf über 91 Milliarden US-Dollar geschätzt.6 Im Vergleich zum Bevölkerungswachstum, das sich seit 1975 verdoppelt hat, hat sich die Textilproduktion verdreifacht.7 Das Absurde: 40 Prozent der gekauften Kleidung in Deutschland wird dabei nie oder nur selten getragen.8Was sind die Auswirkungen der Fast Fashion Industrie?
Die rasante Produktion und der schnelle Konsum von günstiger Kleidung mit zumeist schlechter Qualität haben verheerende Auswirkungen auf natürliche Ressourcen, die Umweltverschmutzung, die Abfallwirtschaft und die Treibhausgasemissionen. Darüber hinaus sind die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken in vielen Fällen prekär.1. Ressourcenverbrauch:
Fast-Fashion-Unternehmen nutzen enorme Mengen an natürlichen Ressourcen, insbesondere Wasser und landwirtschaftliche Flächen. Im Jahr 2020 wurden im Durchschnitt neun Kubikmeter Wasser, 400 Quadratmeter Land und 391 Kilogramm Rohstoffe benötigt, um Kleidung und Schuhe für Kund:innen in der EU herzustellen.9 Laut der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) ist die Fast-Fashion Industrie weltweit der zweitgrößte Wassernutzer.10 Die Herstellung eines einzigen Baumwoll-T-Shirts erfordert den Einsatz von etwa 2.700 Liter Süßwasser, was der Menge entspricht, die ein Mensch in zweieinhalb Jahren trinkt. Der Anbau von Baumwolle verbraucht besonders viel Wasser, bis zu 11.000 Liter pro Kilogramm Baumwolle.11,12 Der Anbau von Baumwolle verbraucht besonders viel Wasser, bis zu 11.000 Liter pro Kilogramm Baumwolle.13 Doch in Ländern wie Pakistan erreicht nur ein Drittel des Wassers, das zur Bewässerung durch Überflutung entnommen wird, tatsächlich die Felder. Der Rest verdunstet oder versickert in undichten Kanälen. Ein Drittel wird daher aus dem Grundwasser gepumpt, um die Baumwollfelder zu bewässern. Diese intensive Wasserentnahme hat verheerende Folgen, wie das Schrumpfen des Aralsees in Usbekistan um 90 Prozent gezeigt hat.14 Die Färbung von Textilien erfordert ebenfalls große Mengen an Wasser. 15-20 % der weltweiten industriellen Wasserinanspruchnahme wird auf das Färben und Behandeln von Textilien zurückgeführt.15 Für das Färben von einem Kilo Garn werden circa 60 Liter Wasser benötigt.16Deutschland hinterlässt durch den Import von Baumwolle und Baumwollprodukten einen jährlichen Wasserfußabdruck von 5,46 Kubikkilometern, was neun Prozent seines gesamten landwirtschaftlichen Wasserfußabdrucks im Ausland entspricht.17
2. Gesundheits- und umweltschädliche Chemikalien:
In der Textilproduktion werden große Mengen unterschiedlichster Chemikalien eingesetzt. In den verschiedenen Produktionsprozessen werden rund 3.500 unterschiedliche Substanzen eingesetzt, von denen 750 als gesundheitsschädlich und 440 als umweltgefährlich eingestuft sind.18Insbesondere beim Färben von Kleidung gelangen Textilfarbstoffe häufig über das Abwasser in die Flüsse. Es wird geschätzt, dass 20 % der weltweiten Wasserverschmutzung durch das Färben und Veredeln von Textilien verursacht werden, was die Gesundheit der Arbeiter:innen, der lokalen Bevölkerung und der Tiere gefährdet.19 Zusätzlich führt der intensive Baumwollanbau zu Bodenerosion und Gewässerverschmutzung durch Pestizide und Düngemittel. Obwohl nur 3 % der weltweiten Ackerfläche für den Anbau von Baumwolle genutzt werden, verbraucht dieser 24 % der globalen Insektizide und 11 % der Pestizide.20 In Usbekistan zum Beispiel hat der extensive Einsatz von Pestiziden und Insektiziden zu einer erheblichen Verschmutzung des Grundwassers geführt.213. Mikroplastikverschmutzung:
Synthetische Fasern wie Polyester und Nylon, die in vielen Fast-Fashion-Kleidungsstücken verwendet werden, setzen beim Waschen Mikroplastikpartikel frei, die in die Meere gelangen und marine Ökosysteme gefährden. Jährlich gelangen zwischen 200.000 und 500.000 Tonnen Mikroplastik aus Textilien in die Weltmeere.22 Etwa 8% des in europäischen Gewässern nachgewiesenen Mikroplastiks stammt von synthetischen Textilien.23 Dabei wird der größte Teil des Mikroplastiks aus Textilien bei den ersten Waschgängen freigesetzt. Bei einer einzigen Wäsche von Polyesterkleidung können 700.000 Mikroplastikfasern freigesetzt werden, die in die Nahrungskette gelangen können.24 Das Waschen synthetischer Produkte führt dazu, dass sich jährlich mehr als eine halbe Millionen Tonnen Mikroplastik auf dem Grund der Ozeane ansammeln.25
4. Treibhausgasemissionen:
Die Fast-Fashion-Industrie trägt auch erheblich zum Klimawandel bei. Laut dem UN-Umweltprogramm (UNEP) macht die Modeindustrie etwa 10% der globalen Treibhausgasemissionen aus.26 Denn Kleidung zu produzieren, zu transportieren und am Ende wieder zu entsorgen erzeugt große Mengen an Treibhausgasemissionen, insbesondere Kohlendioxid (CO2). Vor allem in Länder wie China und Indien fallen die CO2-Emissionen besonders hoch aus, da sie ihre Fabriken hauptsächlich mit Kohleenergie betreiben.27 Dabei verursacht die Herstellung eines T-Shirts aus Polyester mit 5,5 kg CO2-Äquivalenten mehr als doppelt so viele CO₂-Emissionen wie ein Baumwoll-T-Shirt (2,1 kg). Dabei bestehen Rund 65 % aller Textilfasern aus synthetischen Chemiefasern wie Polyester und Polyamid.28 Laut der Europäischen Umweltagentur verursachte der Kauf von Textilien in der EU im Jahr 2020 etwa 270 Kilogramm CO2-Emissionen pro Person. Insgesamt führten die in der EU konsumierten Textilerzeugnisse zu Treibhausgasemissionen von 121 Millionen Tonnen.295. Arbeitsbedingungen:
Neben den Umweltauswirkungen stellt auch die Ausbeutung von Arbeitskräften in vielen Produktionsländern ein gravierendes Problem in der Fast-Fashion-Industrie dar. Dazu gehören unzureichende Löhne und lange Arbeitszeiten aufgrund des hohen Kosten- und Zeitdrucks in der gesamten Lieferkette. Gefährliche oder menschenunwürdige Arbeitsbedingungen entstehen durch fehlende Sicherheitsvorkehrungen und den Einsatz von chemischen Substanzen in der Produktion.30 In einigen Fällen gibt es sogar Hinweise auf moderne Sklaverei und Kinderarbeit.31 Einer der bekanntesten Fälle von menschenunwürdigen und gefährlichen Arbeitsbedingungen ist der Einsturz der Rana-Plaza-Textilfabrik in Savar, bei dem 1.135 Menschen ums Leben kamen und 2.438 verletzt wurden. Trotz sichtbarer Risse im Gebäude mussten die Arbeiter:innen dort weiterarbeiten. Der Unfall führte zu Forderungen nach besseren Sicherheitskontrollen in der Textilindustrie Bangladeschs. In der Konsequenz investierten Textilunternehmen in Bangladesch erheblich in den Arbeitsschutz und erhöhten den Mindestlohn. Dennoch kritisiert Amnesty International, dass die gesetzlichen Vorgaben weiterhin unzureichend seien. Hoher Arbeitsdruck, sexuelle Belästigung und fehlender Kündigungsschutz seien weiterhin Bestandteile der Arbeitsrealität.326. Wegwerfware:
Die Fast-Fashion-Industrie produziert Kleidung im Überfluss. Die geringe Qualität und die rasch wechselnden Modetrends führen dazu, dass Kleidungsstücke eine kurze Lebensdauer haben und schnell ersetzt werden.33 Vieles wird bereits im Lager aussortiert oder von den Konsumenten kaum getragen weggeworfen.34 Im Jahr 2020 wurden etwa 200 Milliarden Kleidungsstücke produziert, aber nur 160 Milliarden davon verkauft.35 In der EU kauft jede Person jährlich etwa 26 kg Textilien und wirft 11 kg weg. In Deutschland wurden im Jahr 2021 rund 176.200 Tonnen Textil- und Bekleidungsabfälle aus privaten Haushalten von den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern eingesammelt.36 Weltweit werden weniger als ein Prozent aller Textilien zu neuen Textilien recycelt, rund 20 Prozent werden gesammelt und 80 Prozent verbrannt oder deponiert.37 Das Recycling wird zudem durch die schlechte Qualität der verwendeten Materialien erschwert oder unmöglich gemacht.38Fazit:
Die Liste der negativen Auswirkungen der Fast Fashion Industrie auf Mensch und Umwelt ist lang. Umso wichtiger ist es, dass wir uns mit den weitreichenden Folgen der Fast Fashion Industrie auseinandersetzen und uns für eine nachhaltige Alternative zu Fast Fashion einsetzen, um einen positiven Wandel herbeizuführen.
Quellen
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