Zum Inhalt springen

Newsletter

Melde dich für unseren Newsletter an, und erhalte 10% Rabatt auf deine erste Bestellung.

Warenkorb

Dein Warenkorb ist leer

Artikel: Die Benachteiligung von Frauen in der Textilindustrie

Die Benachteiligung von Frauen in der Textilindustrie

Die Benachteiligung von Frauen in der Textilindustrie

Die Textilindustrie ist weltweit einer der größten Arbeitgeber:innen für Frauen, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern. Schätzungen zufolge sind etwa 80% der Arbeitskräfte in der Bekleidungsproduktion weiblich.¹ Doch gerade diese Frauen sind häufig von prekären Arbeitsbedingungen betroffen. Aber warum ist das so?

Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und ökonomische Faktoren
In vielen Gesellschaften existiert eine traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, die Frauen in bestimmte Rollen drängt. Die Textilindustrie bietet oft niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten mit geringen Qualifikationsanforderungen, was sie für Frauen attraktiv macht, die aufgrund mangelnder Bildung oder sozialer Normen eingeschränkte Berufswahlmöglichkeiten haben.² Zudem sind Frauen durch die Benachteiligung in gesellschaftlichen Strukturen häufig bereit, für niedrigere Löhne zu arbeiten, was sie für Arbeitgeber:innen in kostensensitiven Branchen wie der Textilproduktion besonders attraktiv macht.³

Männer dominieren Führungspositionen
Ein weiterer Aspekt, der die ungleiche Verteilung der Geschlechter in der Textilindustrie verdeutlicht, ist die Besetzung von Führungspositionen. Obwohl Frauen den Großteil der Arbeitskräfte in der Produktion stellen, sind Führungspositionen überwiegend von Männern besetzt. So gaben in einer Studie der IU Internationalen Hochschule 32,2 Prozent der Männer an, eine leitende Funktion zu haben, während dies nur bei 17,6 Prozent der Frauen der Fall war.⁴ Zudem schätzen 87 Prozent der Teilnehmer:innen einer Umfrage zur Verteilung der Führungspositionen innerhalb der Modebranche in Deutschland das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen als unausgewogen ein.⁵ Diese Diskrepanz führt dazu, dass Entscheidungen auf höherer Ebene häufig ohne ausreichende Berücksichtigung der Perspektiven und Bedürfnisse der weiblichen Belegschaft getroffen werden, was die bestehenden schlechten Arbeitsbedingungen für Frauen weiter verschärfen kann.

Fehlende gewerkschaftliche Vertretung und Rechte
Ein weiterer Faktor ist die oft fehlende gewerkschaftliche Vertretung von Frauen in der Textilindustrie. In vielen Produktionsländern sind Gewerkschaften schwach oder werden aktiv unterdrückt. Frauen haben zudem häufig weniger Zugang zu Informationen über ihre Arbeitsrechte und sind seltener in Führungspositionen innerhalb von Gewerkschaften vertreten.⁶ Dies führt dazu, dass ihre spezifischen Bedürfnisse und Anliegen nicht angemessen berücksichtigt werden.

Soziale Normen und Diskriminierung
Soziale Normen und tief verwurzelte Geschlechterstereotype tragen ebenfalls zu den schlechten Arbeitsbedingungen bei. Frauen werden oft als weniger wertvolle Arbeitskräfte angesehen und erfahren Diskriminierung in Form von geringeren Löhnen, fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.⁷ Diese Diskriminierung bleibt häufig unangefochten, da Frauen aus Angst vor Arbeitsplatzverlust oder sozialer Ächtung zögern, Missstände zu melden.

Gesundheitliche Risiken und Arbeitsumfeld
Die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind oft gesundheitsschädlich. Lange Arbeitszeiten, unzureichende Pausen, schlechte Belüftung und der Umgang mit gefährlichen Chemikalien sind keine Seltenheit.⁸ Frauen sind dabei besonderen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, insbesondere während Schwangerschaft und Stillzeit. Die fehlende Implementierung von Arbeitsschutzmaßnahmen und mangelnde Gesundheitsversorgung verschärfen diese Probleme zusätzlich.⁹

Fazit
Die überproportionale Betroffenheit von Frauen von schlechten Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von ökonomischen, sozialen und kulturellen Faktoren. Um nachhaltige Verbesserungen zu erreichen, sind gezielte Maßnahmen erforderlich, die die Stärkung von Frauenrechten, die Förderung von Bildung und die Durchsetzung von Arbeitsstandards in der Textilindustrie umfassen.


Quellen:

¹ International Labour Organization (ILO). "Gendered Employment in the Textile and Garment Industries." Abgerufen am 28. Januar 2025.
https://www.ilo.org/global/topics/equality-and-discrimination/gender-equality/WCMS_371806/lang--en/index.htm

² Clean Clothes Campaign. "Facts on the Global Garment Industry." Abgerufen am 28. Januar 2025.
https://cleanclothes.org/resources/publications/factsheets/general-factsheet-garment-industry-february-2015.pdf

³ World Bank. "The Role of Women in the Textile and Clothing Industry." Abgerufen am 28. Januar 2025.
https://documents.worldbank.org/en/publication/documents-reports/documentdetail/577801468739435091/the-role-of-women-in-the-textile-and-clothing-industry

⁴ IU Internationale Hochschule. Studie zur Verteilung von Führungspositionen. Abgerufen am 28. Januar 2025.
https://www.haufe.de/personal/hr-management/maenner-doppelt-so-haeufig-in-fuehrungspositionen-wie-frauen_80_608360.html

⁵ Statista. Umfrage zur Verteilung der Führungspositionen in der Modebranche. Abgerufen am 28. Januar 2025.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/988907/umfrage/umfrage-zur-verteilung-der-fuehrungspositionen-in-der-modebranche-nach-geschlecht-in-deutschland

⁶ Fair Wear Foundation. "Women Workers in the Garment Industry." Abgerufen am 28. Januar 2025.
https://www.fairwear.org/stories/women-workers-in-the-garment-industry

⁷ International Labour Organization (ILO). "Gender Equality and Decent Work: Good Practices at the Workplace." Abgerufen am 28. Januar 2025.
https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---dgreports/---gender/documents/publication/wcms_150446.pdf

⁸ International Labour Organization (ILO). "Wages and Working Hours in the Textiles, Clothing, Leather and Footwear Industries." Abgerufen am 28. Januar 2025.
https://www.ilo.org/sector/Resources/publications/WCMS_300463/lang--en/index.htm

⁹ International Labour Organization (ILO). "Improving Working Conditions in the Ready-Made Garment Industry: The Role of Unions in Bangladesh." Abgerufen am 28. Januar 2025.
https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---ed_dialogue/---actrav/documents/publication/wcms_234158.pdf

Weitere Artikel

Warum so wenige Kleidungsstücke repariert werden – und wie wir das ändern können

Warum so wenige Kleidungsstücke repariert werden – und wie wir das ändern können

Die Textilindustrie produziert jährlich Milliarden von Kleidungsstücken – doch ein großer Teil davon landet bereits nach kurzer Zeit im Müll. Reparaturen könnten dazu beitragen, die Lebensdauer von...

Weiterlesen